Stellungnahme zum Artikel „Null Toleranz für Hooligans“ aus der Schweriner Volkszeitung (SVZ) vom 26.06.2021
Im Vorfeld der kommenden Zweitligasaison äußern sich der Chef der Rostocker Polizeiinspektion, Achim Segebarth und Ralf Scheiner, Chef von Rostocks Bundespolizeiinspektion, zur Risikoeinstufung der 17 Heimspiele des F.C. Hansa. Fünf Heimspiele werden als sogenannte „Problemspiele“ eingestuft und sieben mit der höchsten Sicherheitsstufe als sogenannte „Risikospiele“. Die Polizei rechnet nur mit fünf Spielen, die mit „normalem“ Sicherheitsaufwand begleitet werden können. Die SVZ scheint Hand in Hand mit der Polizei Stimmung gegen Fußballfans im Allgemeinen machen zu wollen.
Der Aufmacher lässt Schlimmes vermuten. Auf dem Titelblatt ein vermummter Fußballfan mit einer Rauchfackel in der Hand, aus der blauer Qualm steigt. Darüber die Überschrift „Null Toleranz gegen Hooligans“. Überschrift, Bild und Inhalt des Artikels passen allerdings überhaupt nicht zusammen. Erwartet man mit dem Aufmacher brisante Details hinsichtlich einer Strategie im Umgang mit vermeintlich gewaltsuchenden Fußballfans, enttäuscht einen der Artikel mit langweiligen Details zur Anzahl von Risikospielen in der kommenden Saison und dem daraus vermeintlich zwangsweise entstehenden polizeilichen Aufwand. Alles eigentlich nichts neues. Von einer Strategie im Umgang mit Hooligans erfährt man gar nichts.
„Null Toleranz“ herrsche Scheiner zufolge im Umgang mit den Fans der Gastmannschaften an Bahnhöfen bei Problemspielen. Glasflaschen, Alkohol und Pyrotechnik sollen verboten werden. Mindestens zwei dieser drei Dinge verbindet jede Person mit Sachverstand mit den allermeisten ganz „normalen“ Fußballfans und weniger mit den benannten Hooligans aus der Überschrift. Auch der Polizei darf man dieses Minimum an Sachverständnis durchaus zugestehen. Dass sie trotzdem fusballtypisches Verhalten mit Hooliganismus gleichsetzt, kann nur als populistische Stimmungsmache gegen alle Arten von Fußballfans eingeordnet werden. Der Fakt, dass Fußballspiele selbst nach Zahlen der Polizei seit vielen Jahren immer sicherer werden, bleibt vollkommen unerwähnt und der Artikel auch aufgrund dessen derart tendenziös.
Die leeren Stadien in der Coronazeit werden als Indiz dafür herangezogen, dass man nicht sagen könne, wie hoch das Gewaltpotenzial tatsächlich sei. Die Autobahnfeier nach dem Auswärtsspiel gegen Unterhaching zeige Segebarth zufolge, dass es „immer noch Problempotenzial“ gebe. Die Einstufung des Heimspiels gegen Kiel als Risikospiel erscheint ebenso absurd. Seit vielen Jahren wird dieses Spiel zum Aufeinandertreffen von Erzrivalen stilisiert -passiert ist weder in Rostock, noch in Kiel in den letzten Jahren besonders viel.
Festgehalten werden muss aus Sicht der Blau-Weiß-Roten Hilfe, dass die Polizei faktisch nach wie vor allein für Aufwand und Auswertung ihrer Einsätze zuständig ist. Arbeit wird sich selbst geschaffen, indem man Risiken so einschätzt, dass möglichst viel Aufwand betrieben werden muss. Anschließend wird sich dann als vermeintliches Opfer dargestellt, da man aufgrund von Fußballspielen angeblich andere Einsätze nicht mehr durchführen könne und um politisches Kapital daraus zu schlagen. Als Interessenvertretung einer Vielzahl von Hansafans verschiedenster Couleur müssen wir uns schon sehr wundern. Probleme entstehen unserer Erfahrung nach häufig erst mit viel Polizei und nicht trotz dessen. Berichte aus anderen Bundesländern, wo bei heruntergefahrener Polizeipräsenz trotzdem kein Anstieg von Straftaten verzeichnet werden kann, bestätigen diese Wahrnehmung landauf, landab. Von Seiten unserer Mitglieder kann vor diesem Hintergrund sehr gerne ebenso auf große Polizeiaufgebote verzichtet werden, wie auf unausgewogene und nicht faktenbasierte Berichterstattung im Zusammenhang mit Spielen des F.C. Hansa Rostock.