Obwohl es einem nach dem nervenaufreibenden Weiterkommen im Pokal beim FSV Frankfurt vielleicht schon wieder wie eine ganze Weile her vorkommt, war davor auch noch unser Last-Minute-Sieg im letzten Auswärtsspiel in der Liga in Saarbrücken beim SV Elversberg zu bestaunen. Der Tag war perfekt verlaufen, bis es einzig und allein durch die Polizei heraufbeschworen zu der absolut sinnlosen Eskalation beim Verlassen des Gästeblocks kam. Wir können an dieser Stelle nur an alle Hansafans appellieren, sich wie sonst auch bei uns zu melden, sollte in diesem Zusammenhang Post wegen eines Strafverfahrens eintreffen.
Was dem Ganzen noch den Hut aufsetzte, war die Pressemitteilung der Polizei Saarbrücken. Wurde sich vor Ort sogar noch per Lautsprecherdurchsage entschuldigt – was wohl nur die wenigsten trotz jahrzehntelangem Fandasein jemals zuvor erlebt haben – war im Anschluss im Presseportal der Polizei kein einziges selbstkritisches Wort zu lesen. Vielmehr wurde darin zum Teil schlichtweg gelogen bzw. Sachen frei erfunden. Ohne alles wiederholen zu wollen, wird der ein oder andere hoffentlich mitbekommen haben, dass wir uns aufgrund dessen dazu veranlasst sahen, eine Richtigstellung zu schreiben, um Gegenöffentlichkeit zu schaffen und da das aus unserer Sicht so nicht stehenbleiben konnte. Hansa veröffentliche unsere Pressemitteilung dankenswerterweise auch und Anhänger des 1. FC Saarbrücken scheinen sich ebenso beim lokalen Rundfunk gemeldet zu haben. Viele Medienvertreter bekamen daher anscheinend deutliche Zweifel an der vorherigen Darstellung durch die Saarbrücker Beamten und unsere Kritik schaffte es bis auf die Internetseite der Tagesschau. Die Polizei erbat sich zunächst aufgrund zu vieler Medienanfragen Zeit bis Ende der nächsten Woche. Dann teilte sie doch weitaus früher mit, dass die vorherige Darstellung „nicht so gemeint gewesen“ sei. Zudem musste sie zugeben, dass es kein Aufeinandertreffen zwischen Hansafans sowie Saarbrückern in der zuvor beschriebenen Form gab und eben auch keine Krawalle. Zur Zahl vermeintlich während des Einsatzes verletzter Polizeibeamter wurde sich trotz expliziter Medienanfrage und unserem Hinweis darauf, dass solche, wenn überhaupt wohl mal wieder durch das eigene, blinde Umhersprühen von Pfefferspray zustande gekommen sein könnten, nicht weiter geäußert. Selbst der neutrale Beobachter wird anhand so vieler Widersprüche und Ungereimtheiten in der Darstellung der Polizei schwerwiegende Zweifel an deren Glaubhaftigkeit hegen. Dass das Ganze nicht vom heiteren Himmel fiel, sondern dem Anschein nach geplant war, lässt sich zudem daran erkennen, dass schon in der Pressemitteilung der Polizei der Innenminister des Saarlandes zitiert wurde.
Die Fanhilfe aus Karlsruhe berichtete nach deren Gastspiel im Pokal in Saarbrücken eine Woche später von ähnlichen Umständen. So wurden wohl auch Karlsruher Fans nach Spielende durch das Schließen der Tore am Gästesektor eingesperrt und im Anschluss von den Polizeibeamten beim Äußern vollkommen verständlichen Unmuts mit Pfefferspray eingedeckt. Von einem Einzelfall kann mithin keine Rede sein. Vielmehr bestätigt es unsere Wahrnehmung und dass die Zurückweisung unserer Vorwürfe durch die Polizei in den Medien jeglicher Grundlage entbehrt. Zumal sie ihre Darstellung der Geschehnisse beim Gastspiel der Karlsruher in den Medien im Anschluss ebenso korrigieren und zugeben mussten, dass im Heimbereich nicht wie zuvor behauptet Pyrotechnik gezündet worden war, sondern ausschließlich im Gästeblock. So genau scheint man es auf dem Polizeipräsidium Saarbrücken anscheinend nicht nur mit der Wahrheit nicht zu nehmen.
Was bleibt, ist erneut die Erkenntnis, dass Polizisten nicht nur vor Gericht in Strafverfahren gegen Hansafans nicht selten lügen, sondern auch in der Öffentlichkeit. Bereits in der letzten Saison rügten wir Zeitungartikel in der Ostsee-Zeitung zum Bericht des Bundeskriminalamts zum „Bundeslagebild Gewalt gegen die Polizei 2021“ und verwiesen darauf, dass die Polizei kein Akteur ist, dem man unkritisch Glauben schenken kann. Die Entwicklung dahin, dass Polizisten mittlerweile Medienarbeit für sich selbst machen oder in sozialen Netzwerken auftreten, ist aus unserer Sicht daher äußerst kritisch zu bewerten. Die Polizei ist und bleibt keine neutrale oder unparteiische Institution.
Hanseatische Grüße,
Blau-Weiß-Rote Hilfe Rostock